SüpermüslimaBlogeintrag, Süpermüslima 29.05.2018:
Es ist soviel passiert. Und irgendwie geht es sich aus, neben den Kundinnen bei uns im Geschäft, die an allen Granatäpfeln herumdrücken, bis sie matschig werden und dann keinen kaufen, neben der Seminararbeit, die fertig ist, aber die Literaturliste nicht, auch noch die Maske aufzusetzen. Manchmal.

Heute wollte ich nur auf die Uni, als ich Dr.Kapitalo aus einer Auslage in der Brünner Strasse flüstern gehört habe: „Kauf mich, verkauf dich, ich kauf dich, was glaubst, bist du wert?“ mit seiner schleimig süßen Ibrahim-Tatlisesstimme.

(Ich hasse Ibrahim Tatlises. Der ist so ein erbärmlicher Jammerer.)

Irgendetwas in mir war stärker als die Vernunft und hat die Maske aus der Tasche gezogen und aufgesetzt.

Ich bin in das Geschäft gegangen und hab beobachtet, wie der Dr.Kapitalo ein kleines Mädchen verrückt gemacht hat nach einem rosa Leiberl mit einem rosa Kätzchen drauf, das in Bangladesh genäht worden war. Von einer Frau, die dafür genau nichts verdient hat. Aber das kleine Mädchen hat einen Tobsuchtsanfall bekommen und ihrer Mutter in die Hand gebissen, nur weil die ihr das Katzenleiberl nicht kaufen wollte. Und der Dr. Kapitalo hat triumphierend gelacht. Da bin ich ihn einfach von hinten angesprungen. Mit einem Lied. ( “Kalan Kayir“ von Ahmet Kaya. „Der Nebel bleibt, die Herausforderung bleibt, aber Helden geben nicht auf…“ Vielleicht kann das mal wer ganz übersetzen?)

Das kleine Mädchen ist aus seinem Wahn erwacht. Und Dr.Kapitalo hat gezittert. Doch kaum hat er sich umgedreht zu mir, sind aus seinen toten Augen böse Strahlen geblitzt, die mir jede Kraft zum Singen genommen haben. Ich bin zusammengefallen wie ein Germteigkuchen, wenn man das Rohr zu früh aufreißt. Er hätte mich vernichtet, wenn nicht DaRode aufgetaucht wäre. Er hat dem Kapitalo ein Bein gestellt und der hat von mir abgelassen und sich auf den Roden gestürzt. Da hab ich mich aufgerappelt und dem Kapitalo die Füße weggezogen. Aber da hat er sich in einen beißenden Nebel verwandelt und ist uns in die Augen gestiegen und in die Nase, dass wir kaum mehr atmen konnten.

Gegen den Kapitalo bist du so machtlos.

Du fällst hin und deine Muskeln werden weich wie Linsensuppe.

DaRode und ich, wir beide sind wie ausgespiebener Babybrei dagelegen, und der Kapitalo ist schon triumphierend mit seinen Lackschuhe auf unsere Köpfe gestiegen, als der Patriot aufgetaucht ist.

Bewegungsunfähig, hab ich ihn angeschaut und versucht ein Flehen in den Blick zu legen.

Jedenfalls hat der Patriot uns gerettet.

Er hat mir eine Hand gereicht und dem Roden und plötzlich waren wir eine Macht.

Wir haben gar nichts tun müssen, nur so Hand in Hand den Kapitalo umringen, da ist er geflohen… Einfach davon gelaufen.

Ich hätte so gerne diesen Sieg noch gefeiert mit den beiden.

Aber irgendwie war denen offensichtlich dieser kleine siegreiche Moment des Händchenhaltens so peinlich, dass sie weg waren.

Verschwunden. In Luft aufgelöst.

Versuch mal, nach so einem Erlebnis, dich auf die Literaturliste zu konzentrieren…